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Forum für Komparative Theologie

Scriptural Reasoning

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FriedeGuidelines
SchöpfungCreation
LichtLight
Mutter Erde / Texte von|über FrauenMother Earth / by|about women
Frühlingspringtime
Hingabe
Versöhnung/Vergebung
Gerechtigkeitjustice

Scriptural Reasoning ist eine ursprünglich aus der jüdischen Lehrhaus-Tradition stammende Begegnungsmöglichkeit, die seit den 90er Jahren auch für den interreligiösen Dialog adaptiert wurde. Die Methode ermöglicht es, sich untereinander als Menschen mit verschiedenen religiösen Überzeugungen respektieren zu lernen.

Beim Scriptural Reasoning wählt ein interreligiöses Vorbereitungsteam Texte der jeweils eigenen Religion zu einem Thema auf, auf das man sich vorher einigte. Man kann auch auf ältere Materialien zurückgreifen, die sich bereits bewährt haben. (Siehe unsere Links oben für deutschsprachige Materialien bzw. diese Cambridge-University-Text-Packs in Englisch.)

Beim Scriptural Reasoning Event selbst, tauschen sich Menschen in einer religiös gemischten Kleingruppe über die zum Thema gewählten heiligen Texte aus und entdecken dabei ihre jeweiligen Verständnisse – die Innensicht und die Aussensicht auf diese Traditionen. Es geht nicht darum, den Text in seinem historischen oder literarischen Kontext zu verstehen, sondern darum, wie dieser Textausschnitt auf jeden einzelnen in der Gruppe wirkt und wie jeder einzelne diesen Textausschnitt von seinem Horizont her versteht.

Im Gegensatz zu anderen Formen des interreligiösen Dialogs geht es bei dieser Dialogform nicht um Übereinstimmung oder Information, sondern darum, Texte und ihre möglichen Interpretationen über die Religionsgrenzen hinweg zu erforschen und dabei zu lernen, Unterschiede besser aushalten zu können.

Das Ergebnis ist oft ein tieferes Verständnis der eigenen Schriften und Sichtweisen und die Entwicklung von freundschaftlichen Beziehungen über Religionsgrenzen hinaus. Durch Kontinuität und Regelmäßigkeit der Begegnungen kann Vertrauen wachsen und können Beziehungen sich entwickeln, so dass im Laufe der Zeit Kontakte oft auch über die Studien-Begegnungen hinaus auch privat gepflegt werden.

Termine:

  • 27. Nov 2023 (Thema Licht). Room of One Bonn
  • 21. Dez. 2023 (Thema: Bäume). Room of One Bonn
  • 18. Jan 2024 (Thema: Frauen). Room of One Bonn
  • 23. Febr. 2024 (Thema: Friede). House of One Berlin
  • 4. April 2024 (Thema: Ostern, Pessach, Nourouz). Room of One Bonn
  • 20. Juni 2024 (Thema: Liturgische Texte des Sommers). Room of One Bonn
  • 10. Oktober 2024 (Thema: Vergebung und Versöhnung). Room of One Bonn
  • 28. November 2024 (Thema: Gerechtigkeit). Room of One Bonn
  • (weitere Termine geplant)

Scriptural Reasoning ist viel ertragreicher, wenn sich die Diskussion auf die vor dir liegenden Texte konzentriert und nicht zu einer allgemeinen Diskussion über Religion wird. Du kannst dich auf andere Quellen als dem vor dir liegenden Abschnitt beziehen, aber du solltest immer in der Lage sein, das, was du sagst, mit den Texten in Beziehung zu bringen.

Keine Übersetzung ist perfekt und die meisten Personen in deiner Gruppe werden die Originalsprache nicht verstehen können. Während also die Originalsprache eines Textes einer Interpretation eine Nuance verleihen kann, sollte die Diskussion hauptsächlich auf den Übersetzungen basieren, die alle verstehen. Verwende die Originalsprache nie, um eine Dis­kussion zu beenden.

Und lade auch die anderen ein, deine Texte zu erkunden. Dies kann anfangs schwierig sein, aber bei Scriptural Reasoning dreht sich alles um Gastfreundschaft. Ihr sollt andere einladen, Grenzen zu überschreiten und sie und ihre heiligen Schriften besser kennenzulernen. Es geht um eine offene Diskussion und nicht um autoritative Interpretation der Schrift.

Beim Scriptural Reasoning solltest du zulassen, dass andere Leseweisen ausgedrückt und erkundet werden, auch wenn du eine klare Vorstellungen darüber hast, wie ein bestimmter Text verstanden werden sollte.

Es wird nicht erwartet, dass du „Experte“ für deine eigene Schrift und ihre religiöse Tradition bist. Sei also ehrlich bei den Dingen, die du nicht kennst oder verstehst. Du stimmst möglicher­weise den Interpretationen anderer Menschen nicht zu, und es ist in Ordnung, dies respektvoll zu sagen.

Niemand ist Repräsentant seiner Religion. Vermeide daher Aussagen wie „Christen / Muslime / Juden glauben…“. Es ist besser zu sagen (zum Beispiel): „Als Christ / Muslim / Jude glaube ich, dass dieser Text bedeutet …“

Deine volle Präsenz ist für das Scriptural Reasoning von entscheidender Bedeutung. Dies bedeutet, achtsam präsent zu sein: d.h. lesen, reflektieren, zuhören und diskutieren. Unterlass jegliche Aktivitäten, die dies behindern könnten, wie z. B. die Verwendung von Mobiltelefonen, auch nicht um nur etwas nachzuschlagen, das sich auf den Text bezieht, oder die Gruppe während einer Diskussion physisch verlassen.

Denk daran, dass die verschiedenen Traditionen verschiedene Ansichten darüber haben, wie heilige Schriften behandelt werden sollten, und einige Glaubensrichtungen halten ihre heiligen Schriften für heilig. Dies bedeutet, dass in der Gruppe beim Umgang mit ihnen Vorsicht geboten ist. Leg sie beispielsweise nicht auf den Boden und stell keine Getränke darauf. Wenn du unsicher bist, wie du die Texte behandeln sollst oder entsorgen kannst, sprich darüber mit einem anderen Gruppenmitglied.

Quelle: /www.scripturalreasoning.org/guidelines-for-scriptural-reasoning.html
(Übersetzung ins Deutsche: Dr. Annette M. Boeckler)